Werkstattbericht der open poems 2020

Bisherige WerkstattleiterInnen waren Ulf Stolterfoht, Björn Kuhligk, Tom Schulz, Simone Kornappel und Dagmara Kraus. Seit diesem Jahr werden die open poems von der Dichterin und Übersetzerin Uljana Wolf geleitet.

Jedes Jahr lesen die open poems auch im Haus für Poesie und auf dem poesiefestival berlin. Das ist ein großes Fest junger und jüngster Lyrik. Dieses Jahr haben wir die open poems darum gebeten, uns stattdessen ihre Poetiken und Ästhetiken und in der Werkstatt entwickelten Gedichte in zweiminütigen Filmclips zu zeigen. Diesem Aufruf sind sie mit großer Bereitschaft gefolgt, so dass nun erstmals im Rahmen des ZEBRA Poesiefilmfestivals im November 2020 eine Abschlusspräsentation gezeigt werden kann, die nicht zuletzt durch die filmische Umsetzung einen Blick in mögliche Zukünfte der Dichtung erlaubt.

So vielfältig die Dichter und Dichterinnen, so bewusst unterschiedlich gehalten sind auch ihre Werkstätten. Zu ihrem Programm schreibt Uljana Wolf: „Open Poems 2020 mingelte zuerst mit Übungen zu mehrsprachigem Schreiben im Haus für Poesie, ruderte in die Zukunft der Spezien mit einer Schreibaufgabe zum Tardigrade/Wasserbär, memorierte dann im Corona-Lockdown die Lücken in Hölderlins “Mnemosyne”-Entwurf, tummelte sich als Textwerkstatt in Kommentarspalten von eigenen Texten, Übersetzungen, Spin-Offs, und traf sich mehrmals zu intensiven Gruppengesprächen am Bildschirm.

Anfangs diskutierten wir manchmal über eine Poetik des glitch (Fehler, Störung, Stolpern in digitalen oder analogen oder sprachlichen Systemen), dann wurde unsere Realität von einem riesigen glitch überzogen, auf den wir poetisch reagierten. Die Werkstatt half, in dieser seltsamen Distanzzeit eine diesseitige, zugewandte Praxis aus Sprache, Spiel und Gemeinschaft zu finden. Davon zeugen auch die unglaublich guten Poesiefilme der TeilnehmerInnen. Selber gemacht, teils mit Texten, die in der Werkstatt entstanden. Film ab!

Karla Montasser und Uljana Wolf, Berlin, Juni 2020