Mein Praktikum in der Poetischen Bildung 2022
Als Praktikantin darf ich Karla Montasser drei Monate lang in der Poetischen Bildung begleiten. Dieser Bereich am Haus für Poesie ist ein Ort, der das eigene Schreiben der Teilnehmenden in den Fokus nimmt. Dafür werden Workshops, Werkstätten und Projekte sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene organisiert. Im Laufe meines Praktikums lerne ich die unterschiedlichen Arbeitsbereiche kennen, die mit6t solch einem Ort zusammenhängen.
Denn es gibt verschiedene Facetten, die ein Praktikum in der Poetischen Bildung abdeckt. Anfallende Aufgaben reichen von der Konzeption von Projekten, der Recherche und dem Erstellen von Social-Media-Beiträgen bis hin zu dem Betreuen von Workshops. Aber auch Aufgaben wie das Führen eines Mailverkehrs und eine strukturierte Datenaufbereitung sind wichtig und nicht wegzudenken.
Ich habe Glück mit dem Zeitraum meines Praktikums, denn genau in die Mitte von diesem fällt das poesiefestival berlin. So lerne ich, wie viele Köpfe hinter einer Festivalplanung stehen und welche fundierten Überlegungen und Absprachen es im Vorhinein braucht, damit seine Durchführung gelingen kann. Ich lerne die unterschiedlichsten Menschen kennen, all jene, die organisieren, aber auch jene, die dichten und Workshops anleiten.
Da ich selbst Teilnehmende der young poems bin, also eine der Ausbildungsgruppen des Haus für Poesie, ist es für mich besonders spannend zu sehen, wie die Arbeit mit ebenjenen Gruppen organisiert wird. Auch an der Organisation des Lesungstag dieser jüngsten Lyrik auf dem Festival nehme ich teil. Die Anregung von Karla, mir den Tag und seinen Ablauf als Teilnehmende selbst vorzustellen, um ihn dann zu planen, kann ich also gut nachvollziehen. Planen und teilnehmen – das ist ein Glück, das ich habe und hier zu schätzen weiß.
Auch, dass Karla selbst Dichterin ist, ist für mich eine bedeutsame zusätzliche Perspektive zum Projektmanagement. Ich spreche mit ihr darüber, was es für uns heißt, zu dichten, welche Prozesse damit verbunden sind und auch, was es heißt, in dieser Gesellschaft zu dichten.
Denn was mir besonders an diesem Haus ins Auge fällt, ist das Existenzrecht, das für Poesie hier besteht und von niemandem angezweifelt wird. Erst wenn man an einem Ort ist, wo Poesie ganz selbstverständlich im Vordergrund steht, fällt einem auf, wie stark benachteiligt diese Kunstform insgesamt wird. Und wie eindeutig zu wenig Unterstützung es für Orte gibt, die sie leben lässt.
Der Austausch als Dichterinnen ist etwas, das mich sehr stärkt, aber auch die gesamte Reflektion, die grundlegender Baustein des Praktikums ist. Ich lerne meine Art zu arbeiten sowie meine Schwächen und Stärken besser kennen. Ich erfahre, auf welche Weise ich meine Eigenschaften im Bereich des Kulturmanagements am besten einbringen kann. Dieses Heranrücken an die eigenen Möglichkeiten nehme ich als sehr wertvoll war, ebenso die Art und Weise, wie meine Arbeit in der Poetischen Bildung geschätzt wird.
Es ist wichtig zu benennen und mitzudenken, dass die Poetische Bildung auch immer einen Fokus auf Diversität und Inklusion der Projekte setzt, und dieser im Laufe des Praktikums verstärkt an einen herangetragen wird: Welche Kulturen, Religionen und Meinungen werden repräsentiert? Wie ist eine möglichst barrierearme Teilhabe für alle Menschen möglich? Poesie wird hier divers und auch interdisziplinär gedacht: So reichen die Workshops von Rap und Text bis hin zu Ton und Video.
Ein Praktikum in der Poetischen Bildung ist empfehlenswert für alle, die die Poesie lieben und hinter die Kulisse einer Institution blicken sowie diese unterstützen wollen, welche die Teilhabe an dieser erst ermöglicht.
Denn Einrichtungen wie das Haus für Poesie zeigen, dass es nicht nur Menschen braucht, die die Poesie lieben: Sondern auch Menschen, die mit Leidenschaft dafür arbeiten, dass diese ihren Raum findet, um gehört, gelebt und weitergegeben zu werden.