Keine Kunstform ist tiefer im Menschen verankert als die Poesie. Schon vor der Geburt beginnt unser poetisches Leben. Eltern und Geschwister geben uns Koseworte, suchen Namen, singen und reimen für uns. Als Babys genießen wir das Sprachbad. Schon bald erobern wir uns selbst mit dem Instrument Sprache die Welt. Aber die ist nicht immer so, wie sie in Abzählreimen und Kindergedichten scheint. Gerade Kitakinder können von Quatschwörtern und Nonsense-Reimen nicht genug bekommen, denn sie spüren: darin lauern Spaß, Anarchie und Freiheit.
Millionen Grundschulkinder weltweit schreiben regelmäßig Haikus, nicht aus Zwang, sondern weil sie das spezielle Haiku-Fieber erwischt hat. Ein Virus, der einen meist lebenslang nicht mehr verlässt… Sie tauchen auch fasziniert – je nach kultureller Prägung – in die Welt der Epen und Balladen ein und machen Bekanntschaft mit Mnemosyne. In manchen Kulturen, wie etwa der Arabischen, findet man sogar in Versen geschriebene Grammatiken für den Sprachunterricht. In der Grundschule entsteht auch oft schon die erste Lebensliebe zur Dichtung als Berufung. Anders als bei anderen Instrumenten wird das Talent für Sprachkunst auch nicht in der Familie, sondern von aufmerksamen LehrerInnen entdeckt. Wir kennen und fördern junge DichterInnen bereits ab 12 Jahren.
Poesie ist so viel mehr als Gedichteschreiben! Und an Gedichten lässt sich auch in der Schule so viel mehr lernen als Interpretation! Bei Jugendlichen ab der Mittelstufe stehen meist Fragen der eigenen Identität im Mittelpunkt. Wer oder was ist mein lyrisches Ich? Wie bekomme ich Rhythmus in Text und Beat auf Reim? Wie texte ich unter mein Instagram-Foto? Wie entwickle ich meine eigene Ästhetik in Schrift, Ton und bewegtem Bild? Und in welchen Sprachen? Wie drücke ich mich im spoken word aus? Als junge Erwachsene spüren sie immer deutlicher: die Grenzen meiner Sprachen sind auch die Grenzen meiner Welt. Gelungene Sprache kann über Erfolg oder Misserfolg in vielen Bereichen des Lebens entscheiden. Es ist uns eine große Freude, zu sehen, wie die Begeisterung für Poesie und das Selbstbewusstsein der jungen Generationen in der Dichtung wächst und wächst. Dafür geben wir unser bestes.
Am Haus für Poesie unterrichten wir nach einem eigens von uns entworfenen Kompetenzmodell Poesie, zertifiziert durch den Jugendkulturkompetenzachweis der BKJ und vermittelt von lehrerfahrenen Dichter*innen. Unsere Projekte werden gefördert vom Hauptstadtkulturfonds, den Fördersäulen 1,2 und 3 der Stadt Berlin, den Bundesprogrammen „Kultur macht stark!“, „Kultur öffnet Welten!“ und „Neustart Kultur“, von Aktion Mensch, dem Boedecker Kreis Berlin, der Jugend- und Familienstiftung Berlin und weiteren Stiftungen. Mehrere unserer Poesieprojekte erhielten bereits Auszeichnungen.
Wir unterrichten interdisziplinär Kunst, Musik und Lyrik, nutzen Technik und Aufnahmestudio genauso selbstverständlich wie Werkstatt, Atelier, Performance-Bühne und Grafitti-Wand, organisieren Besuche von Poetry Slams und veranstalten Wettbewerbe. Wir geben didaktische Handreichungen für Gedichte der lyrikline.org heraus und stellen Lehrvideos und E-Learnings zur Verfügung. Wir kommen aber auch einfach in die Schule und halten Lesungen ab und klären alle Fragen, die beim Lesen von Gedichten auftauchen. Wir lieben einfach alles, was mit Lyrik zu tun hat!
Besonders am Herzen liegen uns Lyriklehrende. Für sie konzipieren wir jährlich mehrere Fortbildungen. Zu Werken einzelner zeitgenössischer LyrikerInnen, zum Poesiefilm oder auch zu Klassikern. Sprechen Sie mit uns, was wir mit Ihren Klassen und Ihnen tun können. Oder fragen Sie einfach nach laufenden Projekten.